Etting (Ingolstadt), Kipfenberger Straße 108

Jurahaus, etting, ingolstadtBauernhaus; Eingeschossiger Flachsatteldachbau auf hohem Kellergeschoss, mit Kniestock und Kalkplattendach, auf spätmittelalterlichen Fachwerkbau zurückgehend, wohl 16. Jahrhundert, später massiv ausgemauert; mit Eingang zu einem unterirdischen Gang.

Die Legende der drei elenden Heiligen
Zur Zeit einer schweren Christenverfolgung in England verlies der einer adligen Familie entstammende Kaufmann Archus mit seinen beiden Söhnen Herenneus und Quartanus das Vaterland. Auf ihrer Wanderung kamen sie bis in die Gegend von Ingolstadt. In der Wildnis des Harder Waldes bot ein Felsen den Verschmachtenden wunderbar Wasser und Labung. Sie ließen sich hier nieder und wählten drei Höhlen als ihren Wohnsitz. Nur zum gemeinsamen Gebete kamen sie in der größeren Höhle zusammen. Sie nahmen sich der verfolgten Christen an, begruben die um ihres Glaubens willen Getöteten und starben schließlich eines gottseligen Todes. Über ihren Gräbern baute man eine Kirche. Hier geschahen manche Wunder und von weiter Ferne kamen viele Wallfahrer.
Bis heute ist die Herkunft der drei elenden Heiligen unklar und auch die Namen haben im Verlauf der Jahrhunderte Wandlungen erfahren. Bei ihrer ersten Nennung werden noch deutsche Namen verwendet: Archan, Haindrit und Gardan. Als ihr Herkunftsland wurde aber meistens England angenommen, weswegen sie den Namenszusatz „elend“ erhielten, was im Althochdeutschen „fremd“ bedeutet.
Der früheste Nachweis dieser Geschichte stammt aus dem Jahre 1496. In dieser Geschichte steckt wohl ein kleines Körnchen Wahrheit, denn es gibt in Etting tatsächlich einige unterirdische Hohlräume, deren Entstehungsgrund man noch immer nicht wirklich erklären kann. Der Heimatforscher Johann Baptist Götz hat schon 1924 zusammengetragen, was damals noch überliefert war. „Eine Wohnung des Heiligen“ liege gegenüber der Kirche „beim Hause des Melbers“ und sei über einen unterirdischen Gang mit dem Altar des Heiligen in der Kirche verbunden. Ein eisernes Gitter habe noch 1627 den Abschluss gebildet. Bei der Ortsbevölkerung war der Gang unter dem Jurahaus in der Kipfenberger Straße 108 nur als „Geheimgang“ bekannt. Der Zugang von der Straße aus ist durch eine niedrige Kellertür verschlossen.

Quellen: www.lochstein.de/hrp/erdstall/andere/etting/etting.html; Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 1923, Bd. 43, S. 1 ff., Johann Baptist Götz, „Etting und seine drei elenden Heiligen. Ein Beitrag zur ältesten Siedlungsgeschichte Ingolstadts“ ; www.pfarrei-etting.de/unsere-pfarrei.html;www.bistum-eichstäett.de/pfarrei/etting/kirchenfuehrer/orts-undwallfahrtsgeschichte/; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Regierungsbezirk Oberbayern, Ingolstadt (Stadt);
Foto KS, 09/2015