Das Jurahaus, ein Haustypus, der seine Gestalt über Jahrhunderte bewahrte, verdankt seine Existenz dem Stein. Dem Stein des Altmühltals. Hier finden wir die versteinerten Abdrücke des Urvogels Archaeopteryx und vieler anderer Pflanzen und Lebewesen aus der Zeit von vor 150 Mio Jahren, als sich hier eine tropische Lagunenlandschaft ausbreitete. Dem Stein, auf dem die Lithographie beruht – erfunden von Alois Senefelder; Die Drucktechnik, die um 1900 den Beginn des industriellen Massendrucks markierte.
Dieser Stein und die anderen für den Hausbau benötigten Materialien kamen aus dieser Gegend – Nachhaltigkeit, als dieser Begriff noch nicht in aller Munde war. Insbesondere die Art, mit diesem Stein die Dächer zu decken, indem dünne Steinplatten aufeinander gelegt und nur durch ihr Gewicht gehalten werden, gibt dem Jurahaus sein typisches Aussehen: geerdet, formal streng, ohne dekorativen Zierrat, eins mit seiner Umgebung.
Das Jurahaus ist auch ein Spiegel seiner Bevölkerung. Abgesehen von Kirchen und anderen kirchlich repräsentativen Bauten ist es eine die gesellschaftlichen Grenzen überschreitende Bauform, vom einfachen Handwerker- und Bauernhaus bis hin zu selbstbewussten, repräsentativen Gebäuden.
Gerade, weil das Jurahaus stark in der Tradition verankert war und vom so genannten Fortschritt links liegen gelassen wurde, ist es vom Verschwinden bedroht. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Jurahäuser noch Ortsbild prägend. Heute stehen nicht mehr viele davon, zum Teil dem Verfall preisgegeben, zum Teil nur geduldet, notdürftig erhalten, zum Teil respektvoll wieder hergerichtet, geben sie Zeugnis von einer großartigen Hauslandschaft. So, wie diese Seiten Zeugnis geben sollen von der Vielfalt, der formalen Qualität, dem strengen Charakter des Jurahauses – und so auch ein wenig erzählen wollen über seine Erbauer, seine Bewohner, seine Menschen. (Mehr über das Jurahaus finden Sie auf den Seiten des Jurahausvereins.)